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SLY010 – eine Kollektion aus Leidenschaft – Interview mit Inhaber und Designer Bernd Schürmann

By Petra Dieners



„Schon mit 13 habe ich mir meine eigenen Klamotten genäht oder einem Schneider gesagt, wie ich es gerne hätte. Ich habe Jeans auseinandergenommen. Mit Lederflicken bestückt und meinen eigenen, sehr modischen Style kreiert.“

Im kommenden Jahr wir das in 2010 gegründete Label SLY010 10 Jahre alt. Inhaber Bernd Schürmann hat allen Grund zum Feiern, denn ich würde sagen, er hat bisher alles richtiggemacht!

Nach dem Abitur kommt Bernd Schürmann nach Düsseldorf. „Ich habe mich sofort im Modehaus Heinemann, damals ein ganz bekannter Departement Store, beworben und wollte dort eine Ausbildung machen. Ich werde nie vergessen, dass man mich dort zunächst nicht nehmen wollte, weil Ich kein bekannter Sohn eines Einzelhändlers war. Aber trotz des fehlenden Vitamins Bs, hat es geklappt.“

Nach der Lehre geht Bernd Schürmann in den Vertrieb zu Cerrutti und hat heute eine eigene Agentur für französische und italienische Labels wie Paule Ka und Zadig & Voltaire.

Durch seine Vertriebstätigkeit lernt er früh, was die Frauen in der Mode lieben, was sie wirklich tragen und kaufen. Als Produktmanager bei einem Herrenlabel lernt er das Know How, eine ganze Kollektion zu erstellen. Bei der Recherche nach weiteren Marken für seine Agentur, hat er kein Label gefunden, das den Wünsche und Ansprüchen der Frauen entsprechen.

So kam der kreative Wahlberliner auf die Idee, sein eigenes Label zu gründen. „Der Markenname ist relativ unspektakulär zustande gekommen. Wir haben einen Markennamen gesucht, der überall auf der ganzen Welt aussprechbar ist. Oft ist das Problem, dass deutsche Namen in anderen Ländern einfach nicht auszusprechen sind. Und wir haben uns dann in einem Teammeeting zusammengesetzt und haben viele Varianten durchgespielt. SLY ist ja so ein bisschen wie clever, clever wie ein Fuchs, mit einem Augenzwinkern zu sehen. Da haben wir gesagt das passt gut, der Name ist sehr wohl klingend und 010 steht für das Gründungsjahr 2010.“

„Wir sind zunächst mit 150 Seidenblusen gestartet. In der Saison darauf haben wir Lederhosen dazu gemacht, dann Lammfell. Vom Handel wurden die Sachen immer sehr gut angenommen und die Ware hat sich super verkauft. Dann haben wir gesagt, jetzt kümmern wir uns wirklich darum, es wird eine richtige Mannschaft aufgebaut und die Firma richtig aufgestellt.“

Schon bei meinem ersten Besuch im SLY010 Showroom in Berlin Anfang diesen Jahres fällt mir auf, dass die Kollektion eine ganz besondere DNA hat. „Die DNA ist eigentlich relativ feminin. Das ist immer sehr wichtig gewesen für SLY. Es ist eine feminine erwachsene, eine angezogene Richtung, die wir hier verfolgen und das hat sich eigentlich von Anfang an durchgezogen. Es war früher mal ein bisschen rockiger. Jetzt ist es eigentlich mehr sophisticated.  Wir bedienen hier bei SLY eine Kundin, ab 25 aufwärts, absolut open end. Wir merken, was sehr interessant ist, dass SLY ageless ist. Mit SLY fühlen sich die Kunden jung, modisch, frisch und nicht überladen. Das ist ein Look der jung macht.“

Bis heute ist Bernd Schürmann die Resonanz seiner Kunden am Wichtigsten. Wir haben uns viel Feedback geholt, natürlich auch von Endverbrauchern auf bestimmten Events und haben dort viele Frauen interviewt, was Sie tragen im Business und haben uns dann die Probleme dieser Frauen angehört, welche Ware Sie nicht bekommen, welche Sie gerne tragen würden und das lassen wir hier alles einfließen.“

Top Qualität vergleichsweise „preiswert“. „Der größte Teil der Kollektion wird in Italien hergestellt. Wir bewegen uns auf den internationalen Stoffmessen in Mailand und in Paris, aber auch in Deutschland. Wir gehen zu den Top-Herstellern und machen dort unsere Auswahl. Das ist oft nicht so einfach, weil wir eine relativ reduzierte Selektion auswählen. Wir färben alle Stoffe auf unserer Farbskala ein. Wir nehmen selten etwas aus der Farbkarte.

SLY010 entwickelt für jede Saison eigene Farben. Bernd Schürmann als Head-Off und zwei Designern. Bei der Farbauswahl folgt das Team keinem Trend. „Wir sind nie einem Trend gefolgt und wenn die Messe irgendwelche Farben, sag ich mal proklamiert hat als neue Trendfarbe der Saison. Wir haben uns eigentlich nie darangehalten und waren deswegen auch immer ein wenig anders und haben etwas gehabt, was andere nicht haben, oder alle anderen hatten immer ein Farbthema in der Kollektionen und wir haben uns damit immer differenziert.“

„Wir kennen all unsere Produktionsbetriebe schon über Jahre. Wir produzieren dort die Produkte, wo man sie am besten herstellen kann. Der Strick kommt aus Italien. Das ist eine kleine Manufaktur, die für alle Top Italiener strickt und die haben natürlich ein super Knowhow. Das ist ein ganz tolles Team dort. Oft sitzen wir mit den Damen, die teilweise schon über 70 sind, zusammen. Sie arbeiten schon 40 Jahre dort und haben eine riesen Erfahrung. Die Seide z.B., alle Drucke sind bei uns im Haus entwickelt, die kann man nicht kaufen, deswegen sind sie auch alle exklusiv und somit schaffen wir uns eigentlich eine sehr eigene Kollektion.“

Im Moment kann SLY die große Anfrage gar nicht bedienen, denn ein selektiver Vertrieb ist dem Firmeninhaber heilig. „Genau, dass ist uns auch sehr wichtig, denn die Kollektion ist ja wirklich hochwertig. Wir nennen das immer Erstlinien-Distribution mit einer mittleren Spitze. Das hat sich auch bewehrt. Somit sind wir in den hochwertigen Geschäften natürlich sehr Interessant, weil wir vom Preis attraktiv sind und haben diesen Luxus-Look mit Top Qualitäten. Das ist auch so ein bisschen unsere Nische, die wir gefunden haben. Deswegen ist der Abverkauf auch so hervorragend, weil wir bieten wirklich eine fantastische Ware zum sehr attraktiven Preis.“

Zurzeit ist Deutschland noch der Hauptmarkt. Gefolgt von der Schweiz. „Wir sind sehr, sehr gut in der Schweiz vertreten und dort auch in allen Top Departement Stores. Die Schweiz liebt SLY wegen der Farbsprache und diese etwas beruhigende Kollektion kommt dem Markt dort sehr entgegen.“

Der nächste Schritt ist der Ausbau der Marke in weiteren Ländern. „In Russland, Ukraine, Zypern, Spanien, Italien und Belgien sind wir bereits gut vertreten. Wir arbeiten mit einer Mailänder Agentur zusammen, die International den Vertrieb ausbaut und selber haben wir noch einen Internet Sales Director, der sich nur um das internationale Geschäft kümmert, das macht richtig Spaß.“

Auf meine Nachfrage, ob sich SLY mit der Modeagentur auf Dauer vereinbaren lässt, antwortet Bernd Schürmann gelassen: „Ich sag immer wir haben zwei Rennpferde. Das eine ist die Agentur und das andere ist SLY und die müssen gleichzeitig rennen.“

Bernd Schürmann sieht einen internationalen Look in SLY. „Ich glaube die Frau die SLY hier trägt, trägt den Look auch in Amerika und in Asien. Da sind wir uns auch relativ sicher und haben auch festgestellt, dass sich in allen Ländern dieseleben Looks gut verkaufen.“

In dieser Kollektion steckt Herzblut. „SLY ist eine Kollektion, die aus dem Herzen entsteht. Das muss ich einfach mal sagen. Sie entsteht aus Leidenschaft zur Mode. Wir denken wirklich an die Endverbraucher, denn diese Kunden wollen wir glücklich machen. Und deswegen suchen wir auch den Kontakt auf Events etc.“

SLY hat nun auch Schuhe und Accessoires in der Kollektion. Schon im Januar im Showroom habe ich mir einen Stiefel bestellt, der jetzt ausgeliefert wurde und den ich Euch bald vorstellen werde

„Wir haben gerade eine ganz Interessante Kooperation mit einem Künstler aus Berlin gestartet. Das nennt sich Leder mit Geschichte, und diese Gürtel haben alle eine eigene Geschichte. Das sind alles Unikate. Die Gürtelschnallen sind alle unique.“

In seiner Freizeit beschäftigt sich Bernd Schürmann auch gerne mit Interieur. Umso neugieriger bin ich darauf, wie seine erste Boutique wohl eingerichtet sein wird, die im Herbst in Berlin eröffnet werden soll.

Zu seinem eigenen Modelook: „Ich bin relativ klassisch geworden. Immer dem Alter entsprechend. Stilsicher. Ich trage gerne gut gemachte Konfektion. Ich bediene mich sehr gerne bei Prada. Ich liebe das alte JIL Sander. JIL Sander war die Meisterin des Minimalismus in ihrer ganzen Konsequenz von der Kollektion bis hin zum Shop Design. Im Besonderen die Mens Line war ein persönliches Highlight für mich. Nino Cerruti, die italienische Antwort für guten Stil in den frühen 80ern und 90 er Jahren.

Liebe Grüße aus Bayreuth. Die nächsten tagen mehr zu meinen Erlebnissen auf dem grünen Hügel

Fotos: Uwe Erensmann

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