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Andrea Höngesberg hat ihren Traumjob gefunden – Ein Interview anlässlich des 101. Königsallee-Renntags

By Daniela.Susanne



„Der Galopprennsport ist mit die älteste, bekannteste Sportart der Welt, die auch so institutioniert und verfolgt wird. Das ist nicht so leicht, eine alte Tradition in die Moderne umzusetzen.“

Andrea Höngesberg ist Geschäftsführerin des Düsseldorfer Reiter- und Rennvereins.

„Es ist Tradition, dass alle Nummern schwarz sind, nur die 7 ist rot, damit man sie aus der Entfernung besser von der 1 unterscheiden kann. Wir sind der älteste Sportverein Düsseldorfs und auch der älteste durchgehend veranstaltende Galoppverein Deutschlands. Wir existieren seit 1844, also schon seit über 175 Jahren und da gibt es Traditionen, die weiterhin gepflegt werden.“

„Es gibt in Deutschland viele Rennbahnen, die sich aber alle ein bisschen voneinander unterscheiden. Düsseldorf bietet ein herausragendes, sportliches Programm. Die Rennbahn Düsseldorf ist immer unter den Top 5 in Deutschland und ist sportlich gesehen ganz weit vorne.“

„Düsseldorf ist eine der wenigen Bahnen, die noch denkmalgeschützte Gebäude hat. Dieses Gebäude ist von 1911 und wurde damals schon für den gleichen Zweck verwendet, nämlich für die Waage. Dieses Flair zu transportieren und das mit dem hohen sportlichen Anspruch zu verbinden, ist dem Verein bislang sehr gut gelungen. Düsseldorf ist auch eine Stadt, wo eine Rennbahn unglaublich gut passt. Die Rennbahn ist vergleichbar mit der Ratinger Straße in der Altstadt. Da sitzen schicke Damen am gleichen Tisch wie bodenständige Fußballfans, wie Familien, wie die High Society und man versteht sich total gut und lacht gemeinsam, freut sich gemeinsam und das ist hier genauso. Jeder findet seinen Platz. Es ist schön, wenn Leute sich Mühe geben, mit Hut kommen, das auch als Event so für sich feiern und etwas besonderes anziehen. Aber genauso kommen hierher Gruppen von Jungs in kurzer Hose und Turnschuhen. Sie unterhalten sich und geben sich untereinander Wetttipps. So soll es ja auch sein. Ich glaube, genau das ist hier über die Jahre gut gelungen. Jetzt bietet die Corona Zeit nochmal eine besondere Herausforderung für die Vereine. Deshalb hat es einer der Clubs in Deutschland nicht geschafft. Aber da steht jetzt eine Neugründung an.“

Aufgewachsen ist Andrea Höngesberg in Ratingen und Düsseldorf. „Ich bin ein Düsseldorfer Mädchen, auch wenn ich nicht hier geboren bin, aber seit dem 6. Lebensjahr hier wohne.“

Nach dem Abitur hat Andrea bei der  Rheinischen Post Gruppe eine Ausbildung zur Verlagskauffrau gemacht. Sofort danach wechselt sie zu  Center TV, dem Lokal-Fernsehsender, der damals noch in der Gründung war. „Ich fand es bei Center TV so spannend. Ich war seit der allerersten Redaktionskonferenz dabei.“ Nach 6 Jahren wechselt sie wieder zur Rheinischen Post und managt das Top Magazin. Ich habe im Endeffekt alles übernommen, was mit dem Thema Gesellschaft zu tun hatte. Das findet sich ja auch her wieder. Mein Vorgänger ist in den Ruhestand gegangen und ich habe hier meinen absoluten Traumjob gefunden!“

Durch eine Freundin kommt Andrea mit 8 Jahren zum Reitsport. „Hier kann ich den Job mit meiner Passion verbinden.“

„Mein eigenes Pferd habe ich mir in der Tat vor 5 Jahren selbst gekauft. Manche Träume muss man sich selber erfüllen. Ich bin mindestens 5 mal die Woche bei meinem Pferd. Ist ja sozusagen ein Tagesprogramm. Ich habe eine Person, die mir hilft, aber eigentlich bin ich jeden Tag dort. Das ist auch total schön, weil man vor Ort sofort abschaltet und den Stress wirklich im Grunde genommen im Auto auf dem Parkplatz lässt und das ist eine tolle Abwechslung jeden Tag. Mein Pferd ist eine Mischung aus Quarter Horse und niederländischem Warmblut. Gino ist „rotzfrech“ und total verspielt. Seit meinem Reitunfall vor 2 Jahren habe ich Respekt vorm Springen. Wir machen viel Dressur, da bin ich auch sehr ehrgeizig. Mein Ziel ist es da so gut zu werden, wie wir können, allerdings nicht für Turniere sondern einfach zum Spaß. Als Ausgleich gehen wir ausreiten. Mit dem Pferd brauche ich vom Stall bis hier zur Rennbahn ca. 45 Minuten. Hier am Biergarten kann man die Pferde anbinden. Das ist im Sommer immer ein beliebter Treff.“

„Der Königsallee Renntag ist für uns der zweit wichtigste Renntag des Jahres, ein großes gesellschaftliches Spektakel. Es wird das Rennen um die German 1000 Guineas gelaufen. Das ist Tradition. Es ist ein Rennen, welches es auch in England und in ganz vielen europäischen Ländern gibt. Es gehört zu den 5 klassischen Rennen im Rennsport. Ein ganz besonderes Zuchtrennen mit vielen internationalen Startern.“

Mich interessiert, wie es den Pferden bei den Rennen geht. „Wir sprechen hier über Leistungssport. Das muss man natürlich sehen und Leistungssport bei den Pferden ist genauso wie bei Menschen. Der Leistungssportler, der das Talent dafür hat, der möchte auch seine Leistung zeigen. Die Pferde sind natürlich aufgeregt und haben Adrenalin im Körper, wie bei einem 100 m Sprinter auch. Das Rennen liegt dem Pferd im Blut. Wir sind hier in Leistungsbereichen, die so fein sind, dass man ein Pferd nicht mit künstlichen Mitteln zwingen könnte, einen Preis der Diana zu gewinnen. Man kann zwar Verbesserung innerhalb der Klasse durch Konditionstraining erzielen, aber du wirst niemals ein untalentiertes Pferd zu einem Preis der Diana peitschen können. Das funktioniert nicht. Deshalb hat sich in den letzten Jahren vieles im Reitsport und auch im Rennsport verändert. Wir achten sehr stark auf den Umgang mit den Pferden. Die Haltung muss stimmen. Ich kann sehr gut verstehen, dass Leute noch Bilder im Kopf haben von vor 20 Jahren. Das habe ich mir auch selber zur Aufgabe gemacht, das hier weiter positiv zu verändern. Wir investieren momentan in den Umbau der Stallungen. Wir bieten einmal im Jahr normalerweise einen Tag der offenen Stalltür an, wo jedermann sich das anschauen und zum Training gehen kann. Der Sinn dahinter ist, dass man sich davon überzeugen, aber auch seine Bedenken äußern und Fragen stellen kann. Auch an jedem Renntag gibt es Führungen von ehemaligen Jokeys. Gerade im Rennsport sind nur Profis, die reiten, die eine Ausbildung haben, die ihr Handwerk wirklich verstehen und die ihre Tiere lieben!“

Andrea engagiert sich auch für andere Frauen. „Ich bin ein Teil des Netzwerkes „Ivy“. Das ist ein Zusammenschluss in Düsseldorf, und es geht um gegenseitige Inspiration insbesondere für junge Frauen, die nach dem Studium oder der Ausbildung jetzt in die Firmen einsteigen, sie ein bisschen anzuleiten, wie sie sich Netzwerke zu eigen machen, wie sie quasi ihre Stärken, die sie als Frauen haben, einbringen und Karriere machen und dabei aber sein können, wie sie sind. Ich bin gar nicht dafür, dass Frauen sich hart machen oder männliche Eigenschaften aneignen. Sondern im Gegenteil. Auf der Rennbahn haben wir  einen rein männlichen Vorstand, aber im Büro sind wir z.B. von 4 Leuten 3 Frauen. Das ist insgesamt ausgewogen.“

Andrea Höngesberg ist aber wohl momentan die einzige Geschäftsführerin in Deutschland im Bereich der Rennbahnen.

Andrea und ich würden uns gerne mal wieder schick machen für ein Pferderennen. Der Kö-Renntag findet an diesem Sonntag leider noch ohne Zuschauer statt. Aber wenn die Inzidenzen weiter sinken, wird man auch hier hoffentlich bald zur Normalität zurückkehren.

Andrea freut sich auf jeden Fall riesig, Euch bald wieder empfangen zu können!

Dir liebe Andrea weiterhin viel Erfolg und gutes Gelingen. Du machst das super!

Euch wünsche ich einen schönen und sonnigen Sonntag!!!

 

Fotos: Uwe Erensmann

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2 Thoughts to Andrea Höngesberg hat ihren Traumjob gefunden – Ein Interview anlässlich des 101. Königsallee-Renntags

  1. Helen Furter Antworten 2. Juni 2021 at 17:21

    Hallo liebe Petra
    Ich verfolge mit Begeisterung deine Storys . Unteranderem bewundere ich deinen dicken Goldreif/Armreif.würdest du mir verraten ,wo ich den bekomme?
    Ganz herzlichen Dank,Helen

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    • Petra Dieners Antworten 2. Juni 2021 at 21:00

      Liebe Frau Furter,

      der Armreif ist von der Goldschmiede Schubart in Düsseldorf.

      Herzliche Grüße
      Petra Dieners

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