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You made my day“ – Interview mit Oberbürgermeisterkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann

By Petra Dieners



„Wenn ich in die Stichwahl komme, dann gewinne ich auch!“

Die Frau, die Oberbürgermeisterin in der Landeshauptstadt Düsseldorf werden möchte, treffe ich in der Altstadt. Die einzige Frau im Kandidatenfeld interessiert mich natürlich.

Nach dem Studium und ihrer Dissertation arbeitet das heutige Mitglied des Bundestags und des FDP-Bundesvorstandes im Vertrieb des Tessloff Verlags. Sie heiratet und bekommt drei Kinder.

Sie engagiert sich breits im Kindergarten ihrer Kinder, dass ein Zebrastreifen vor dem Gebäude errichtet wird, und „rutscht“ so in die Politik.

„Ein politischer Mensch war ich allerdings schon immer. Meine Eltern wählten CDU. Ich wurde immer zur Selbständigkeit und Unabhängigkeit erzogen. Die SPD kam für mich nie in Frage. Die Grünen waren in den 80ern zu radikal. In der Schule hat mich dieses Milieu sehr genervt. Heute sind die Grünen ja sehr bürgerlich, fast spießig. Die FDP war für mich die einzige Partei. “

„Ich habe der FDP viel zu verdanken und  habe tolle Mandate erleben dürfen. In der FDP habe ich mich immer richtig gefühlt. Natürlich diskutiert man über Inhalte, aber das ist ja normal!“

Ihr Mann unterstützt sie. Schmunzelnd erzählt sie, dass sie immer lachen muss, wenn ihr Mann mal wieder sagt: „Du fragst mich, ob ich die neue Herausforderung annehmen soll, aber Du machst es ja sowieso.“

Marie-Agnes  Strack-Zimmermann ist unglaublich willensstark. Dabei offen und sympathisch. Sie macht den Eindruck eines „intellektuellen Kumpeltyps“, mit dem man Pferde stehlen kann. Politik macht ihr große Freude. Das spürt man. „Ich liebe meine Arbeit, aber ich bin nicht verbissen. Wenn es heute zu Ende gehen würde, würde mir die Arbeit mit Sicherheit fehlen, aber das Leben mit meinem Mann und die Beziehung zu meinen Kindern und Enkelkindern und meinen Freunden ist zentraler für mich als jeder Job. Ich führe auch ohne die Politik ein glückliches Leben!“

Die engagierte Politikerin ist geerdet. Durch ihre Arbeit im Verteidigungsministerium ist sie  in Krisengebiete gereist. „Ich war unter anderem  im Irak, in Afghanistan, in Mali. Dort herrscht überall Ausnahmezustand, Krieg und viel Armut. Ich bin demütiger geworden. Wenn man Kinder in Kabul in ihrer Uniform zur Schule gehen sieht und einen Tag später erfährt, kaum ist man wieder zu Hause, dass  dort eine Bombe hoch gegangen ist, dann wird man sehr demütig und dankbar, dass man in Deutschland lebt und hoffentlich so etwas nie erleben muss.“

Mich interessiert, wie ihre Karriere als Frau in der Politik verlaufen ist.

„Je weiter man nach oben kommt, desto dünner wird die Luft. Es gibt nämlich immer Leute, die besser sind. Wenn man Mitglied des Bundestags  werden will, muss man sich durchsetzen.  Da erfährt man auch starke Konkurrenz, aber nicht, weil ich eine Frau war. Ich habe natürlich auch Niederlagen erlitten, über die ich mich tierisch geärgert habe, weil ich der Ansicht war, die Bessere zu sein. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich eine Position nicht bekommen habe, weil ich eine Frau bin. Vielleicht bin ich auch nicht so empfindlich.“

„Ich unterstütze junge Menschen sehr gerne. Wir haben tolle, junge Frauen. Top ausgebildet, witzig, intelligent. Einfach super. Aber wenn es etwas robuster wird, ziehen sich leider viele Frauen im Zweikampf mit einem Kollegen von sich auch zurück.“

„Frauen  reflektieren ihre Leistungsvermögen deutlich stärker als Männer. Viele Frauen sind selbstkritischer und möchten alles zu  100 Prozent machen. Den Job, eine tolle Mutter und möglichst erfolgreich in der Politk sein. Ach ja, und gut aussehen. Wenn eine Frau selbstkritisch das Gefühl hat, dass sie nicht alles 100% gut machen kann, rollen sie sich ein. Männer laden sich oft mehr auf und stellen häufig erst später fest, dass doch alles sehr viel war.“

„Ich halte nichts von der Frauenquote. In unserer  zukünftigen Ratsfraktion sind sechs Männer und vier Frauen. Alle Kollginnen sind mega gut Aber ich halte nichts davon, eine Frau für einen Job einzusetzen, obwohl ein Mann die bessere Qualifikation hat. Das gilt selbstverständlich auch umgekehrt.“

Diese Dinge möchte Marie-Agnes Strack-Zimmermann ändern, wenn sie Oberbürgermeisterin wird:

„Ich fange mal mit einem Thema an, das ich für sehr wichtig erachte. Das ist das Thema  Sicherheit. Ich wohne am Rande der Altstadt. Ich erwarte in der Altstadt keine blühenden Wiesen und Ruhe wie in den Alpen. Hier ist ein urbanes Leben und so soll es auch bleiben. Aber hier tummeln sich abends teilweise Leute, die sich miserabel und respektlos anderen gegenüber benehmen. Das ist unerträglich für die Altstadtbesucher und für die Restaurantbesitzer gleichermaßen. Wir brauchen deutlich mehr Polizei und städtische Ordnungskräfte. Bei letzteren sind noch nicht mal alle Stellen besetzt. Ich möchte mehr Polizei in der Stadt sehen. Alle Gäste sind willkommen. Es muss sich aber herum sprechen, dass wir uns hier nicht alles bieten lassen .

„Der zweite Punkt ist Wohnen. Denen es finanziell gut geht, für die ist es kein Problem, eine Wohnung in Düsseldorf zu finden. Aber wir müssen auch an die Bürger mit geringerem Einkommen denken. Wenn die Hälfte vom Netto für die Wohnungsmiete draufgeht, ist das nicht zu tolerieren. Ich glaube als Liberale an die  freie Marktwirtschaft, aber da läuft gerade etwas gewaltig schief. Ich möchte ein Programm auflegen, wo die Stadt gemeinsam mit Genossenschaften und gemeinnützigen Bauträgern 5000 Wohnungen garantiert  preisgedämpft anzubietet. Der Markt muss durchlüftet werden damit er wieder funktioniert.

Auch in anderen Bereichen wird sie konkret. „Das ganz große Thema ist Verkehrspolitik. Wir haben in den letzten Jahren überraschenderweise deutlich mehr Autos im Stadtgebiet, obwohl  jungen Leute Menschen nicht so Auto verliebt sind. Ich würde Mittel beim Land beantragen , um die U-Bahn nach Norden und Süden weiter zu bauen.  Der Rheinbahnfahrplan muss dichter getaktet werden. Wir brauchen mehr Park & Ride Plätze am Rande der Stadt mit Anschluss an den schienengebundenen ÖPNV oder E-Busse. Die B7 könnte idealerweise durch einen Tunnel entlastet werden. Das sind Dinge, die kann man als Oberbürgermeisterin einfädeln und vorbereiten. Politik ist ja nicht nur sofort Veränderungen durchzuführen, sondern etwas auf den Weg zu bringen, welches unveränderbar ist. Der Kö-Bogen ist ein gutes Beispiel. Da gab es damals so viele Widerstände und wie schön ist die Oberfläche heute geworden.“

„Die Stadt wird schmuddeliger. Bei aller Belastung für den Haushalt, müssen wir deutlich mehr für Sauberkeit und Pflege auch der Parks tun.

„Ich bin hier groß geworden. Die Königsallee war für mich schon als Kind etwas ganz besonderes. Die Königsallee ist Düsseldorf. Ich würde dem Vorschlag der Interessengemeinschaft Kö folgen und auf der Ostseite  Parkplätze wegnehmen und einen Fahrradweg einrichten. Auf der Seite zum Kö-Graben würde ich den roten Boden erneuern und nur für Fussgänger frei geben.

„Oft sind es Kleinigkeiten, die ich sofort verändern würde. Die Mülleimer z.B. müssten viel öfter geleert und zum Teil erneuert werden. Unsere Kö muss wieder ein Prachtboulevard werden definitiv nicht eine reine Fußgängerzone.

„Die Kö ist ein echter Wirtschaftsfaktor. Denn die Leute, die richtig großen Umsatz an der Kö machen, kommen meist von außerhalb.“

Ich spreche sie auf Ihre Plakatwerbung  „die Silberrückin“ an, die ich ästhetisch gelungen finde, mich aber gefragt habe, ob das Wortspiel jeder versteht.

„Die Plakate sind in den Sozialen Netzwerken super gut angekommen, erzählt sie mir. Ein Silberrücken ist ein männlicher Gorilla, der die Gruppe führt und beschützt. Pures  Augenzwinkern kombiniert mit meinem Profil. Genial. Eine Frau schieb mir: „You made my day!“

„Fotos von Kandidaten gemeinsam mit sogenannten Normalbürgern, halte ich für nicht authentisch. Man sieht es den Bildern an, dass sie angestrengt wirken.“

Die promovierte FDP- Politikerin ist seit Jahren auf allen sozialen Netzwerken unterwegs.

Modisch gesehen liebt sie den „Preppy Look“. Adrett, klassisch und schick. „Ich bin relativ konservativ angezogen! Meine Großmutter war eine elegante Erscheinung. Sie trug beim Verlassen Hauses immer Handschuhe und einen Hut. Meine Mutter war auch immer bis ins hohe Alter top gepflegt und gut gekleidet. Ich habe meine Mutter nie im Morgenmantel gesehen. Beide Frauen haben mich doch sehr geprägt.“

„Ich finde Kleider toll, aber nicht an mir. Ich finde zu einem Kleid gehört ein höherer Schuh und die trage ich ungern. Früher ja, heute nicht mehr. Ich würde mich verkleidet fühlen.“

„Meine Mutter und Großmutter trugen die Blusen schon hochgeschlossen. Ich  fühle mich so einfach angezogener. Auch am Meer trage ich kein T-Shirt ohne Kragen. Ich schminke mich dezent. René Lezard vermisse ich sehr! Blusen und Schuhe kaufe ich bei Edward´s in Düsseldorf.“

Ihren Kaffee trinkt MASZ am liebsten im Bistro Zicke in der Carlstadt.

Eine sympathische Powerfrau. Ich bin gespannt auf den ersten Wahlgang!

Euch einen sonnigen Sonntag!!!

 

 



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2 Thoughts to You made my day“ – Interview mit Oberbürgermeisterkandidatin Marie-Agnes Strack-Zimmermann

  1. Thea Antworten 10. September 2020 at 19:11

    Der Anteil der Bürgermeisterinnen in Deutschland bei etwa 10 Prozent, lese ich gerade… höchste Zeit, dass sich hier etwas ändert! Wir drücken Frau Strack-Zimmermann die Daumen…
    Sie tragen übrigens einen wunderschönen Schal… würden Sie mir verraten, von wem dieses wunderschöne Stück stammt? Viele liebe Grüße 🙂

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    • Petra Dieners Antworten 10. September 2020 at 19:45

      Liebe Thea,

      es bleibt spannend! Der Schal ist ein Twilly von Hermès.

      Herzliche Grüße
      Petra

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