fbpx

Spannender Modetalk mit Stefan Asbrand-Eickhoff

By Petra Dieners



Diese Woche war ich bei Familie Eickhoff zu Besuch. Wir treffen uns im Büro auf der Königsallee 30 in Düsseldorf und sprechen natürlich über Mode!

Die Eickhofffamilie hat ganz maßgeblich zu dem Ruf von Düsseldorf als Modestadt beigetragen. Ihr Modehaus hat in der Modeindustrie Maßstäbe gesetzt. Eickhoff galt in Deutschland als bekanntester Modeeinzelhändler und Trendsetter im Bereich der Luxusmode. Gründer des Unternehmens Albert Eickhoff nennt man auch Grandseigneur der Modewelt und Frauenflüsterer von der Kö. Seit drei Jahren hat sich die Familie aus dem Einzelhandel zurückgezogen. Dennoch schlägt ihr Herz nach wie vor für Mode und die neusten Trends.

Susanne Eickhoff trägt ein Kleid von Giambattista Valli. Dazu hat sie schwarze Wedges von Prada und eine schwarze Céline Tasche kombiniert (Foto unten). Im folgenden Interview mit Stefan Asbrand-Eickhoff erfahrt Ihr auch, welche Marken er liebt.

 

Wie gefällt Ihnen die aktuelle Gucci Kollektion? Der verrückte Mix von Mustern, Farben und Schnitten?

Die Kollektion ist wegweisend. Sie ist inspirierend für eine gesamte Branche. Sie ist in den Einzelteilen sicherlich wichtiger zu beurteilen als das Gesamtbild. Denn das Gesamtbild wirkt an einer Kundin häufig „overdecorated“.

 

Hätten Sie die Kollektion so für Ihr Haus eingekauft?

Wir hätten sie vollkommen atypisch eingekauft, weil wir immer dafür gestanden haben, dass wir den Stil der Designer selektiert haben und dann auf einen Eickhoff Stil umgesetzt haben.

 

Pinko, Essentiel und viele Marken springen gerade auf diesen Zug auf. Hat dieser Gucci Stil Zukunft?

Mode, Luxus und Stil sind Metaphern, die heute fälschlicherweise eingesetzt werden. Was in der Mode im Moment passiert, ist ein enormer Umbruch und die Fokussierung nur auf die gehypten Marken ist für die gesamte Textilbranche ein fataler Fehler.

Der größte Aspekt sind die unglaublich hohen Preise. Sie erschweren, dass die jungen Kollektionen auch an junge Kundinnen weitergegeben werden können.

Auf der anderen Seite sind viele Fashionmarken in einem solchen Preiskampf, dass der Verfall für das Produkt Mode exorbitant hoch ist. Die Gefahr besteht darin, dass sich der Modemarkt immer mehr von der Realität entfernt und die Realität durch die große Macht der Quantitäten den Modemarkt ertränkt. Und diese Irreführung ist zurzeit ein ganz großes Problem. Was ist welches Produkt wert? Für was zahlt eine Kundin den Preis für ein Lieblingssteil, was sie über Saisons gerne halten möchte? Hierfür muss man in der Zukunft eine Antwort finden. Da spielt auch Nachhaltigkeit eine Rolle, da ist auch Fair-Trade wichtig. Wir können es uns in westlichen Ländern nicht erlauben, auf Kosten von Niedriglohn- und Dumpinglohnländern zu leben, sondern es muss uns bewusst sein, dass Mode, Kleidung, Luxus und Stil auch eine moralische Attitude hat.

Moncler, Woolrich und auch in Teilen Prada sind Marken, deren Produkte über mehrere Saisons eine Beständigkeit und Wertigkeit haben. Produkte von den man sich am liebsten nie trennen möchte. Wirkliche Prada Fans tragen die Mode nie in der gleichen Saison, sondern ein oder mehrere Saisons später. Die Avantgarde hat sich entfernt von den saisonalen und den Hype Rhythmen, die von der Modeindustrie häufig selbst lanciert wird. Das wissen Sie selbst. Durch Blogger, durch Einkäufer, durch Fashionfotografen, durch Models. All diese Manipulatoren veranlassen, dass natürlich die Zeit gestoppte Mode in einem bestimmten Rahmen gehalten wird.

Es gibt nur wenige Frauen mit Stil, die Stil bestimmend sind, die mit Stil spielen, die mit Stil agieren und sich dort dann nonverbal ausdrücken. Diese kleine Gruppe ist weltweit gar nicht so groß und da gibt es Tendenzen, wo Thematiken wie Second-Hand, Vintage, next Season Fashion auf dem Programm sind.

Stefan Asbrand-Eickhoff im Gespräch mit Petra Dieners Bloggerin, Eickhoff Düsseldorf, Fashion-Blog, Lieblingsstil.com,

 

Wo sehen Sie die Trends in der aktuellen Mode?

Die Mode geht ganz klar in eine Sportlichkeit. Das spielt das Lebensgefühl unserer Dekade wieder. Es muss reisekompatibel, es muss clubtauglich sein und es muss vor allen Dingen sportliche Realtime Attitude haben. Das reine Fashion-Überdekorierte ist vorbei.

 

Sie sehen uns also noch lange Sneakers tragen?

Das will ich gar nicht mal sagen. Aber über Sneakers geht es zu flachen Schuhen und vielleicht stöckeln irgendwann die Damen auch wieder in High Heels umher. Aber bis auf Melania Trump sind das wenige im Moment!

 

Welche Gegenströmungen gibt es in der Mode?

Der Fast-Fashionwahn wird eingegrenzt. Zara, Massimo Dutti, the other Stories, COS sind alles fantastische Firmen. Sie verleiten aber dazu, dass man kauft, man zieht es ein-/zweimal an und dann wird es entsorgt. Das ist der falsche Weg. Weniger, besser, selektierter und richtiger.

Wenn ich sehe, wie große Handelshäuser die Kollektionen einkaufen, bin ich sehr enttäuscht. Diese Selektionen entsprechen nicht den Marken und dem Standort, dem sie gerecht werden sollen. Und wenn man dann diese riesigen Mengen an teuer produzierter nicht verkaufter Ware sieht und an stark reduzierter auch nicht verkaufter Ware, dann muss ich sagen, da ist irgendetwas im System falsch gelaufen.

 

Wo sehen Sie den inhabergeführten Einzelhandel in 10 Jahren?

Das ist eine sehr interessante Frage und auch eine sehr schwierige Frage, weil dieses Geschäftsmodell leider auf dem absteigenden Ast ist. Das ist eigentlich die Triebfeder und auch der Promoter gewesen, eine Frau mit den wirklich wichtigen, interessanten, bezahlbaren und modisch stimmigen Teilen zu versorgen. Das wird in der Zukunft vielleicht einmal wiederkommen, aber nie wieder so, wie wir es kannten.

Das ist auch ein großes Problem für die Innenstädte, weil die sich natürlich immer mehr ähneln. Ob Sie in München, Hamburg oder Düsseldorf sind. Ihnen wird ein uniformes Bild offeriert, was von Langweiligkeit geprägt ist. Es unterscheidet sich nur noch vom Preisetikett ganz niedrig oder ganz hoch.

Es wird immer mehr Mode konsumiert, aber die Menschen sehen dabei immer schlechter aus!

Stefan Asbrand-Eickhoff Interview, Stefan Asbrand-Eickhoff im Interview mit Petra Dieners, Fashion-Blog, Lieblingsstil.com,

 

 

Was ist Ihr persönlicher Lieblingsstil in puncto Kleidung? Für Damen und für Herren?

Der wichtigste Aspekt ist Individualität. Erkenne Deinen Typ, erkenne die Zeit, erkenne die Möglichkeiten, die du hast und versuche, dass mit einer gewissen Portion Allure und Humor zu forcieren.

Wer sich mit Mode beschäftigt, muss auch immer davon ausgehen, dass jemand Mode top richtig stylt oder auch ganz falsch liegt. Der Moment des Scheiterns gehört dazu, aber das ist die Triebfeder sich modisch neu zu entwickeln.

 

Wer sind Ihre Lieblingsdesigner und welche Mode tragen Sie zurzeit am liebsten?

Weil wir sehr viel reisen, sind wir so orientiert, dass wir auf der eine Seite eine sportliche Eleganz lieben. Das ist Cucinelli, Loro Piana, Ralph Lauren und Iris von Arnim. Auf der anderen Seite sind wir viel auf gesellschaftlichem Parkett unterwegs. Für ein Ladies Lunch liebt meine Frau Dior, Céline, Balenciaga, Marni und Prada. Im Abend- und Cocktailbereich sind es natürlich Marken wie Valentino, Jenny Packham, Badgley Mischka und Talbot Runhof.

Ich habe einen Schneider in Mailand, wo ich gerne mit meinem Schwiegervater hingehe. Das ist Gianni Campania und dann habe ich in London eine sehr, sehr gute Adresse. Aber ich trage auch gerne Dior, Prada, Ralph Lauren und Hermès. Heute zum Beispiel habe ich einen Prada Anzug an. Aber ausgestattet. Das finde ich wichtig! Da gehört ein Schal, ein Gürtel, Handschuhe und ein Hut dazu.

 

Was sollte eine Frau Ihrer Meinung nach niemals anziehen bzw. tragen?

 Was ihr nicht steht!  Z.B. die falsche Größe.

 

Wie würden Sie allgemein Stil definieren?

Das ist das wichtige Weglassen des Falschen.

 

Werden wir in Sachen Mode nochmals etwas Ihnen hören oder werden Sie einfach nur Ihr Leben genießen?

Ich berate zwei Firmen in Italien in der Farb- und Kollektionserstellung.

 

Wohin reisen Sie gerne?

Unsere Lieblingsländer sind Italien, Frankreich und die Malediven. Ich komme gerade von einer Reiter- und Weinreise aus Bordeaux zurück, dort aus den Weinanbaugebieten. Das war eine unglaubliche Erfahrung zu verstehen, wie schwierig es ist, Wein anzubauen, Weine zusammenzustellen, zu keltern und sie dann entsprechend auch zu vermarkten.

 

Ihr größter/es Fehler/ Laster?

Ich habe mich mit der Zeit an mich selbst gewöhnt!

 

Ihr Motto?

 Zu neuen Taten lockt ein jeder neuer Tag!

 

Später stelle ich Albert Eickhoff, auch Spürnase in der Modewelt genannt, noch einige Fragen.

Albert Eickhoff Mode Düsseldorf, Albert Eickhoff Düsseldorf, Albert Eickhoff im Gespräch mit Petra Dieners Bloggerin, Fashion-Blog, Lieblingsstil.com,1,

 

Herr Eickhoff, wenn Sie jetzt nochmals von vorne beginnen würden. Was würden Sie heute anders machen?

Ich würde ganz sicher kein Geschäft mehr in dem hohen Level eröffnen, sondern in der besseren Mittelpreislage.

 

Und welche Marken, würden Sie dann aufnehmen?

Die besten, die Angesagtesten. Wir würden tolle Firmen finden und wir würden tolle Umsätze machen. Z.B. Self-Portrait, Céline, Eleventy, Christopher Kane, Derek Lam, Nobi Talai, Benamor und Marina Hoermannseder. Es gibt so viele tolle Marken, die in Deutschland gar nicht präsent sind. Die Einkäufer in Deutschland kaufen ja alle dasselbe.

Sehr gespannt sind wir auf die Entwicklung von Saks 5 Avenue. Die Werbeeinheiten sind super modern.

Sehr interessante Entwicklungen sehe ich auch in den Großstadthäusern von P & C. Die Selektion und Präsentation orientieren sich am internationalem Niveau. Sie leisten eine gute Arbeit.

Fotos Ansgar Bolle

Stefan Asbrand-Eickhoff, Petra Dieners, Susanne Eickhoff, Susanne Asbrand-Eickhoff, Fashion-Blog, Lieblingsstil.com, 5,

 

 

 

 

 

 

 



Posted in , , , | Tags : , , , , , , ,

3 Thoughts to Spannender Modetalk mit Stefan Asbrand-Eickhoff

  1. Marion v. Wangenheim Antworten 22. Juni 2017 at 14:46

    Ein tolles Interview, was macht Herr Asbrand-Eickhoff eigentlich beruflich? VG aus Meerbusch, Marion von Wangenheim

    #
    • Petra Dieners Antworten 23. Juni 2017 at 12:21

      Vielen Dank! Herr Asbrand-Eickhoff ist nach wie vor in der Modebranche tätig und berät verschiedene Firmen bei der Kollektionserstellung und Farbgestaltung.

      #
  2. Dr. Tanja Zweigle Antworten 31. Mai 2017 at 16:38

    Danke für das interessante Interview!
    Hier wird der Einfluss des veränderten Verbraucherverhaltens auf die Modebranche sehr gut beschrieben und regt zum Nachdenken an.

    #

Schreibe einen Kommentar

Comment


btt