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Interview mit Dorothee Achenbach – was bringt die Zukunft?

By Petra Dieners



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Ihr Buch „Meine Wäsche kennt jetzt jeder“ hat sich bereits über 50.000 Mal verkauft! Ein Bestseller!

Dorothee Achenbach hat sich selbständig gemacht und eine neue Firma gegründet. Mich hat ihre Zukunft interessiert. Was bietet ihre Firma, wer sind ihre Lieblingskünstler, wie denkt sie über Mode und welche Erfahrungen hat sie während ihrer schweren Zeit gesammelt?

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Dorothee trägt eine klassische Weste, die sie schon 20 Jahre besitzt. Diese hat sie zu einem Rock von Sem Per Lei und einer Bluse von Anna´s Dress Affair kombiniert. Die Stiefel sind von Peter Kaiser (Breuninger) und der Armreif ist von Tod´s. Den Trenchcoat hat sie vor einigen Jahren in Venedig gekauft und ist von Sofie D´Hoore.

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Dorothee, was kann man sich unter Deiner neu gegründeten Firma vorstellen?

Die Firma heißt Black Label Art Consultancy & Services.  black-label-art.com.

Sie bietet Kunstberatung sowie exklusive Kunstführungen. Ich organisiere Atelierbesuche, thematische Führungen auf Kunstmessen, besuche ausgewählte Galerien.

Die Kunstberatung wendet sich an Privatpersonen und an Unternehmen. Man kann sich heute mit ausgezeichnetem Design einrichten, doch oft ergibt sich die Atmosphäre einer 5 Sterne-Suite. Perfekt, aber die Seele und die Individualität fehlen und die kann man nicht durch hübsche Blumenarrangements und edle Duftkerzen erreichen. Mit Kunst erwacht solch ein Umfeld jedoch zum Leben, wie man in der aktuellen Schau bei Patrick Treutlein sehen kann. Für mich ist dies elementar, Kunst ändert eine Atmosphäre sofort. Auch bestehende Einrichtungen oder ein Firmenumfeld kann man mittels Kunst völlig neu erschaffen. Mein Fachgebiet ist die zeitgenössische Kunst, aber nicht nur. Als Kunsthistorikerin kenne ich mich auch in älteren Epochen gut aus; zusätzlich biete ich durch mein Netzwerk auch Know How in Artefakten anderer Kulturen. Es ist ungeheuer spannend, Werke junger Künstler beispielsweise mit asiatischen oder afrikanischen Schöpfungen zu kombinieren. Das ist ein Gesamtpaket, das ich anbiete.

 

Also wenn eine Privatperson zu Dir kommt, dann versuchst Du sie erst einmal kennenzulernen?

Genau, ich frage erst mal: Wie ist ihr Geschmack? Was gefällt ihnen? Ist es eher die Malerei, Fotografie oder sind es Skulpturen? Figurativ oder abstrakt, bunt oder schwarzweiß? Ist es europäisch oder außereuropäisch? Ist es zeitgenössisch oder klassisch? Das muss man erst einmal herausfinden.

Dann ist das Budget wichtig. Schon ab knapp 2000 Euro kann man beginnen.

Es ist natürlich wunderbar, etwas von einem der großen etablierten Künstler zu erwerben – es ist aber auch wesentlich teurer und beginnt im sechststelligen Bereich. Ich persönlich finde es spannender, etwas von einem Künstler zu entdecken, der vielleicht morgen zu den Großen gehören wird und sich für Positionen zu begeistern, die noch neu sind. Ich kenne viele Künstler und verfolge sie seit den Akademiezeiten. Ich möchte Werke vermitteln, die nicht an Wert verlieren und die Potential für die Zukunft haben. Und es müssen Werke sein, mit denen man gerne lebt. Manche kaufen Kunst als Investment und lagern es ein, weil sie es nicht anschauen mögen. Das ist schade.

 

Es gibt sicherlich viele Kunstberater. Wie positionierst Du Dich?

Der klassische Kunstberater berät in zeitgenössischer Kunst. Meine Besonderheit ist, dass ich breiter aufgestellt bin. Ich bewege nicht seit fast 30 Jahren in der Kunstszene, kenne die Galeristen, viele Sammler und Kuratoren. Und ich bin wie gesagt in unterschiedlichen Sparten und Epochen firm und kann zudem auch bei der Einrichtung helfen. Das unterscheidet mich von den anderen. Doch trotz meiner langen Erfahrung bin ich niemand, der sagt: ich kann und weiß alles. Wenn ich für Kunden spezielle Ideen haben, z.B. eine Bayon – Buddha – Statue aus dem 13. Jahrhundert oder eine Baule-Maske von der Elfenbeinküste, dann kenne ich den entsprechenden Spezialisten und frage ihn.

Selbstverständlich kann jeder in eine Galerie gehen und sich ein Bild kaufen, aber vielen Menschen fehlt der Zugang, die Zeit, das Know How und vielleicht auch der Mut. Ich gehe den umgekehrten Weg. Ich schau mir zuerst das Zuhause oder das Büro an und mache verschiedene Vorschläge. Man kann Werke auch probeweise vor Ort hinhängen, so dass der Kunde es sich in Ruhe anschauen kann und einige Zeit damit lebt.

Der Interieur Designer Patrick Treutlein ist z. B. eine ideale Schnittstelle für mich. Er hat fantastisches Design und die Kunst ergänzt das Ambiente perfekt. Das aktuelle Projekt ist für uns beide eine Win Win Situation. Er sagte sofort zu als ich ihn fragte, ob er sich eine Zusammenarbeit vorstellen könne: „Ja klar, die Wände sind frei!“ Ich habe in Herrn Treutlein einen Multiplikator und Partner gefunden und möchte auch in Zukunft mit Interior-Designern und Innenarchitekten zusammen arbeiten.

 

Wie bist Du auf den Namen Deiner Firma gekommen?

Das war purer Zufall. Einige schlugen vor, ich sollte meinen Namen nehmen, da er für Kompetenz und Netzwerk steht. Ich wollte aber nicht, dass es namensfixiert ist. Im Flugzeug habe ich dann im Bord-Magazin Werbung für Black Label von Johnny Walker gesehen und das gefiel mir. Dann habe ich mich informiert, ob es den Namen im Kunstbereich schon gibt. Es gibt es u.a. für einen Wein und für eine Musik-Band in Amerika; aber nicht für Kunst.

Ich finde den Namen griffig. Er steht für Qualität und man kann ihn sich gut merken. Außerdem hat er Internationalität. Er drückt nicht „0815“ aus.

 

Deine Dissertation hast Du über das 16. Jahrhundert geschrieben?

Genau, mein Schwerpunkt als Kunsthistorikerin war die französische und italienische Renaissance. Auch mit mittelalterlicher Kunst kenne ich mich aus und liebe die niederländische Malerei des 17. Jahrhunderts. Ach, eigentlich sind alle Gebiete der Kunst ungeheuer spannend.

 

Was bedeutet Kunst für Dich?

Dazu eine kleine Geschichte: Als ich umgezogen bin, versank ich mit Hunderten Kartons und Möbeln im Chaos. Es hat alles gar nicht in die neue Wohnung gepasst, die viel kleiner ist. Doch als allererstes habe ich die Wasserwaage, Hammer und Nägel gesucht und Bilder aufgehängt. Die Verlegerin, die beim Auspacken half, erklärte mich für wahnsinnig: Totales Chaos, aber die Bilder hingen. Da habe ich gesagt: „Jetzt wohne ich hier!“

 

Was ist Deine Lieblingskunst?

Ich mag gerne Papierarbeiten, das sind häufig besonders zarte und authentische Arbeiten. Da sieht man die Handschrift des Künstlers. Das mag ich sehr gerne. Und sie sind in der Regel nicht so teuer.

 

Wer sind Deine Lieblingskünstler?

Das kann ich so nicht sagen. Es kommen immer neue hinzu. Aber hinsichtlich Papierarbeiten liebe ich die Aquarelle von Thomas Schütte. Man kennt ihn vor allem durch seine Skulpturen, er ist einer der besten Bildhauer der Welt. Er schafft dieses monumentalen Plastiken, aber auch sanfte Papierarbeiten. Sabine Moritz´ Zeichnungen schätze ich ebenfalls sehr, auch Friedrike Hinz´ nahezu altmeisterlichen Naturzeichnungen oder Frauke Dannerts Architekturkollagen.

 

Was bedeutet Mode für Dich?

Mode soll Spaß machen und individuell sein. Ich bin die erste Generation, die ganz frei von irgendwelchen Codes und Vorschriften ist. Ich bin auf eine Nonnenschule gegangen und war der erste Jahrgang an meiner Schule, der Hosen tragen durfte. Das muss man sich mal vorstellen! Auch meine Großmütter habe ich nicht ein einziges Mal in einer Hose gesehen. Noch früher war Mode ja extrem streng geregelt: Nur bestimmte Leute durften bestimmte Farben und Schnitte tragen, das hing vom gesellschaftlichen Rang und vom Beruf ab.

Heute haben wir einerseits eine ungeheure Freiheit, andererseits birgt das auch Gefahren. Nicht jeder kann und sollte alles tragen, aber viele tun es. Da korreliert häufig die Länge des Rockes mit der Form der Beine…Manche sind stolz und sagen: Hey, ich trage dasselbe wie meine 17- jährige Tochter. Da bin ich nicht so für. Mode sollte man altersgerecht tragen und das ist heute kein Problem: Noch nie konnten sich Frauen ab 50 so jung kleiden, ohne an Stil einzubüßen. Auch steht Mode jedem Geldbeutel offen, da hat sich unglaublich viel getan.

 

Wer sind Deine Lieblingsdesigner?

Es kommt auf meine Stimmung an. Ich mag sehr gerne die farbenfrohen Sachen von Siggi Spiegelburg. Sie sind sehr individuell und immer ein Hingucker. Wenn man sich Luxus erlaubt, bin ich Dior-Fan. Das sind Stücke fürs Leben – wobei sie dann nicht zu ausgefallen sein dürfen. Absolute Lieblingsteile sind für mich Kleider von Talbot Runhof, die ich schon seit über 20 Jahren kenne. Die Sachen sind fantastisch und stehen jeder Frau – ob jung oder schon reifer. Den Spagat schaffen nicht viele Designer.

 

Was ist für Dich Alltagskleidung?

Sie muss praktisch sein, weil ich viel in der Wohnung herum wusele und mit dem Hund gehe – ich habe einen äußerst munteren kleinen Münsterländer. Wobei ich nicht in einer Jogginghose durch die Gegend laufe – ich besitze gar keine. Es sollte eine ordentliche Jeans zu schicken Gummistiefeln sein. Dazu eine weiße Bluse oder ein T-Shirt und eine schöne Strickjacke – man weiß ja nie, wen man beim Gassigehen so trifft (lacht). Auch zu Hause bin ich nie Gammel-Look. Selbst zum Schlafen würde ich ungern ein olles T-Shirt tragen.

 

Was machst Du sonst für Dich? Du siehst ja sehr gut aus!

Oh Danke! Ich bin Dank meines Hundes viel an der frischen Luft und versuche einmal die Woche ins Fitnessstudio zu gehen. Meistens klappt es aber nur alle zwei Wochen. Ausreichend Schlaf ist wichtig, wobei ich die letzten Jahre leider Schwierigkeiten hatte, das einzuhalten. Ich habe nie geraucht und meide die pralle Sonne – das sind alte Weisheiten, aber mit über 50 weiß man, dass sie stimmen… Aber das wichtigste Schönheitsrezept ist die innere Einstellung: Ich versuche immer, schlechte Laune und schlechte Gefühle zu vermeiden und das Gute zu sehen.

 

Wie ist Dein Motto?

Carpe diem: Nutze die Zeit oder genieße den Tag. Man weiß nicht, was am nächsten Tag kommt. Das habe ich schon bitter erfahren. Man muss die positiven Dinge sehen, auch im schlimmsten Elend gibt es immer schöne Momente.

 

Was hast Du aus der schweren Zeit für Dich persönlich mitgenommen?

Dass es immer weiter geht. Dass es ganz viele Freunde gibt, mit denen man vielleicht gar nicht rechnet, aber die einen sehr tatkräftig und pragmatisch unterstützen und mich bis heute tragen. Andererseits habe ich auch eine Art von Bosheit kennengelernt, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Eine Brutalität unter kultivierten Menschen, die mich bis heute erschreckt. Das hat mich erschüttert! Man würde ja meinen, man bekommt ein dickeres Fell, das ist bei mir aber nicht so gewesen. Man wird leider empfindlicher. Ich bin dünnhäutiger und misstrauischer geworden.

 

Du schreibst ein neues Buch, was Anfang nächsten Jahres erscheinen soll?

Es ist einerseits eine Fortsetzung des ersten Buches. Denn meine Leser fragen mich immer wieder: Wie geht es weiter? Ich habe eine Leserschaft zwischen 17 und 80, die mir schreiben. Das ist unglaublich! Das freut mich sehr. Es gibt im neuen Buch Rückblicke in die Vergangenheit, ich flechte quasi ein Band aus Gegenwart und Vergangenheit. Ich finde, ein Buch muss in guter literarischer Form und unterhaltsam geschrieben sein, aber auch etwas Allgemeingültiges vermitteln. Es soll den Lesern etwas geben, nicht einfach nur mein persönliches Schicksal abhandeln. Ich habe gerade in dieser Hinsicht zu meinem letzten Werk sowohl von Frauen als auch von Männern sehr positive Resonanz bekommen: Ich hätte ihnen Mut gemacht. Das hat mich sehr berührt.

 

 



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